Alps Traverse Gemellato* (ATG) Rosenheim - Lazise

ATG 3.Teil „Alpenhauptkamm Panoramablicke - Mal etwas Richtiges zum Wandern“, in 10 Tagesetappen von Brixen/Eisacktal (I) bis Salurn/Südtirols Süden (I) 

Zu der Corona-Zeit kommen neben der Unsicherheit von pünktlichen Verbindungen noch die angekündigten Covid 19 Impfkontrollen an den Grenzen hinzu, auch wenn sie dann doch nicht stattfinden. Man wandert 130 km auf gepflegten und markierten Wanderwegen, von sanft bis hin zu anspruchsvollen Strecken, die bis auf 2617 hm führen,  durch traumhafte und vielfältige Naturkulissen auf diesem 3. Abschnitt der ATG.
Wie bereits im 1. und 2. Teil der ATG zu den Wanderwegen beschrieben, wird  auf die GPX Files und Wegbeschreibungen verwiesen, die auch für diesen 3.Teil  in „alpenvereinaktiv.com“ herunter zu laden sind. 
https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/alps-traverse-gemellato-atg-rosenheim-lazise-3.-teil-10-etappen-/62283200/


Mit 8 Personen sind wir in Brixen gestartet. Wer diese 10 Etappen organisiert, sollte auch hier zuerst mit den Unterkunftsbuchungen beginnen!

Der 1. Tag (ATG3-18. der Gesamtetappen) beginnt mit der Nutzung der Infrastruktur – kostenlos wenn man die Brixen Card besitzt - mit dem Bus 321 vom ZOB Brixen zur Plose Seilbahnstation. Der Weg zur Plosen Hütte ist ausgeschildert und man ist schnell am Großen Pfannspitz. Bunte Blumenwiesen mit Knabenkraut, Enzian, Traublume und Storchenschnabel begleiten die schmalen Wege, weiter unten duften die Latschenkiefern. An einer Weide versperren Pferde und Esel den Weg, mit etwas Geduld geht es weiter in der Spur. Der Weg zur Edelweisshütte bietet die 360° Sicht über Grünflächen und Felsen. Auf dieser Hütte kann man an bestimmten Tagen einen überdurchschnittlichen Grillfleischteller zum Abendessen bekommen.

Die folgende  2. Tagesetappe (ATG3-19)  ist etwas umfangreicher (ca. 17 km) und führt von der Edelweisshütte über die Schlüterhütte zum Rifugio Firenze (Regensburger Hütte).  Nach einer entspannten ersten Stunde kommen die Höhen dazu und ein Abstieg über ein Schotterfeld. Unterwegs ist der volle Panoramablick gegeben. Ein früher Start erlaubt ein angemessenes Tempo für diese 7 - 8 Stunden-Tour. Unterwegs grüßen Murmeltiere und Alpenglöckchen die Wandernden. Die Schlüterhütte steht für eine Pause an der richtigen Stelle. Die 360° Sicht begleitet den Weg für den weiteren Aufstieg. Fossiliengestein lassen sich auch auf dem Weg entdecken. Am Ende wartet ein Schotterfeld, welches bei Regen nicht zu empfehlen ist. Insgesamt bietet sich wieder ein toller Panoramablick in den Alpen.

3. Tag (ATG3-20). Vom Rifugio Firenze (Regensburger Hütte) mit der Unterstützung von 2 Seilbahnen (Col Raiser, und Monte Pana/ Seggiova -Bergbahn)  ist diese Strecke über die Langkofelhütte zur Plattkofelhütte unter 7 Stunden zu begehen. Dieser Bereich ist durch die Infrastruktur auch gut von weiteren wandernden Personen besucht. Dafür bietet sich aber eine super 360 ° Sicht oben an der Plattkofelhütte und auf den Wiesen begegnet man Pferden, Eseln und Schweinen. Es ist eine entspannte, zum "Naturbaden" einladende Etappe.
Die Etappe beginnt mit einem leichten Auftakt zur "Col Raiser" Seilbahn, unten im Ort Sankt Christina ist der Wanderweg auf der alten Eisenbahntrasse zur Auffahrt mit der Seilbahn Monte Pana. Die Seilbahn führt mit dem 2. Teil Seggiova - Bergbahn (Monte Seura 2042 hm) zum Start der restlichen Wanderung. Der Weg geht in Richtung Piz Ciaulong und zweigt dann später zur Langkofelhütte ab - wer nicht die Seilbahnen benutzte, kann hier abkürzen und weitergehen. Das Rifugio Vicenza (Langkofelhütte) ist auf Tagesgäste gut eingestellt. Nach der Pause führt der Weg in Richtung Murmeltierhütte, diese bleibt links liegen und der Aufstieg führt weiter bis zur Plattkofelhütte.

Am nächsten Morgen ging es dann von der Plattkofelhütte (Rifugio Sasso Piatto) relativ flach über das Mahlknechtjoch zur Tierser Alp Hütte als Start des 4. Tages (ATG3-21). Dann erfolgt der Aufstieg zum Molignonpass durch den Catinaccio Kessel zur Grasleitenpasshütte und hinunter zur Unterkunft in der Vajolethütte. Die ersten 2 Stunden geht es flach auf gleicher Höhe an Ausgrabungen, Wiesenwegen mit Blumen zur Tierser Alp Hütte. Dann schließt sich ein steiler Anstieg an, der am Molignonpass endet. Nun kann man - nach den verzogenen Nebelwolken - einen fantastischen Blick in den Catinaccio Kessel genießen. Mehrere Schneefelder sind zu durchschreiten, die Spur ist gut und relativ flach gehalten - unglaublich: der Abschnitt wird auch als Ultra Marathon Strecke genutzt. Am Ende wird die Grasleitenpasshütte hinter dem Pass erreicht. Es ist wirklich eine abwechslungsreiche Route, die dann noch zur CAI Hütte Rifugio Vajolet führt.

Am  5. Tag der Wanderung (ATG3-22) zweigt vom Rifugio Vajolet kommend rechts der Pfad mit einem besonderen Einstieg (Hamburger Tor)  als üblicher Bergpfad zum Passo della Zigolade (2547 m) ab.  Aufgrund der Wetterlage ist eine alternative Strecke -  einige Passagen sind durch Wasserstürze schwierig zu durchwandern - um die Gipfel "Le Zegolade und  Pale Rabbiose" herum zur Rotwandhütte mit zartem Edelweiß am Wegesrand möglich. (Die Gehzeiten im Vergleich zum Passo della Zigolade sind sehr ähnlich.) Eine Einkehr ist in der Rotwandhütte passend zur Pausenzeit.  In den unteren Baumbeständen sind viele Bäume auf den Weg gefallen, was zu sportlichen Übungen führt, wobei auch Hosennähte aufreißen können. Danach wird es wieder wasserreicher und die Wiesen sind mit Türkenbund versetzt. Die Latschenkiefern duften hier besonders stark. Der Sky Marathon ist auch auf dieser Strecke mit "Plastik Fahnen" ausgesteckt. Dieser Weg bietet auch wieder einen Panoramablick auf das  Latemar Gebirge bis hin zum Karerpass.

Nun beginnt schon die 6. Tagesetappe (ATG3-23) vom Karerpass am Latemar Gebirge entlang durch das Latemar Labyrinth. Einige urige Waldwege und ein steiler Wiesenabstieg zur Zischgalm auf  diesem Weg ermöglicht unterwegs viele Panoramablicke. Die Tour wird durch das Latemar Labyrinth etwas verlängert aber auch deutlich verschönert. Der Panaoramablick geht auch auf den Rosengarten. Einige Lifte bringen weitere Touristen zu den ausgebauten Wegen mit tollen Pausenplätzen – z.B. eine Bank zum Drehen und Liegestühle. Eine besondere Ruhe herrscht hier in den Bergen. Am Ende ist der Abstieg zur Zischgalm über eine steile Wiese mit vielen Löchern nicht ungefährlich. 

Am 7. Tag (ATG3-24) wandert  man von der erneuerten Zischgalm einfach aufwärts zum Zanggenberg, während dessen Abstieg auf der anderen Seite bei Regenwetter herausfordernder sein kann. Die Landschaft danach zeigt sich durch Sturmschäden vom  Jahr 2019 ziemlich abgeräumt. Die Wege sind einfach zu begehen. Auf der Tour begegnet man vielen Tieren:  Esel, Pferde, Ziegen, Schafe und Lämmer sind zu beobachten. Im Wiesenhochmoor ist der Weg sehr weich und wässerig. Zwischendurch kann man einen wunderschönen Panoramablick auf das Latemar genießen. Das Sporthotel Schwarzhorn bietet die Ansicht auf Weisshorn oder Schwarzhorn.


Vom Sporthotel Schwarzhorn geht es herauf zum Weisshorn (Corno Bianco) und dann am Bletterbach Tal (UNESCO - Welterbe) entlang hinunter. Der Weg schlängelt sich durch Latschenkiefernwälder in Richtung Oberradein. In St. Martin (1250 m) ist die tiefste Stelle erreicht. Dann geht es wieder über den Leitensteig herauf und nach Kaltenbrunn (Fontanefredde) hinunter und weiter auf gleicher Höhe nach Truden zur nächsten Unterkunft. Diese 8. Etappe (ATG3-25), bietet das volle Alpinwanderungsprogramm „Mal etwas Richtiges zum Wandern“ mit dem Queren der Weiden bis zu dem herrlichen Panoramablick auf Oberradein. Unterwegs wird der Geruchssinn mit Wiesenblumen- und Heuerntedüften verwöhnt. Dicke Tannen zeugen vom alten Baumbestand, zum Schluss erfreut den Wanderer noch ein Bachlauf mit orangefarbenen Lilien am Rand. Von St. Martin den Leitensteig herauf ist ein Schild "gesperrt" seit 2019 angebracht - in der Zwischenzeit ist der Weg jedoch wieder begehbar und nach oben markiert. Kritisch wird der Abstieg nach Kaltenbrunn, da die Markierungen bergab fehlen und der Weg nicht eindeutig ist. Der CAI Bozen ist informiert (August 2021) und will sich der Sache annehmen.

Die 9. Tagesetappe  (ATG3-26) geht vom Ort Truden bis zur Trudner Horn Alm Hütte durch den Naturpark Trudner Horn und über Feldwege, Dialogforststraßen, naturnahe Wege weiter nach Gfrill zur Pension Fichtenhof. Eine entspannte Etappe mit dem Rückblick zum Weiss- und Schwarzhorn und Ausblick in das Adige Tal. Über die Via Molini (Mühlner Straße) wird der Ort Truden in südlicher Richtung verlassen. Der Feldweg geht an der Bushaltestelle ab und man überquert den Trudner Bach nach ca. 200 m. Nach weiteren 1100 m wird der Runggenbach überquert und dann geht es rauf zum Ziss Sattel (1448 m) (Passo Cisa). Der Wanderweg 482 führt nach oben zur Trudner Horn Alm (1750 m), wo es sich lohnt eine Pause mit Rückblick zu machen. Der Waldweg führt weiter zum Schwarzsee (Lago Nero) und trifft dann auf den berühmten E5 und folgt diesem Weg bis nach Gfrill. Hier erwartet uns die besondere Pension Fichtenhof.

Die 10. Etappe (ATG3-27)  ist ein Weg nach unten von 1332 m (Gfrill)  bis auf 210 m (Salurn Bahnhof). Zu Anfang sind es noch Wiesen und Wälder, tiefer werden es Wein- und Obstbaumgärten, die die Landschaft gestalten. Zwischendurch sind Aussichten auf das Adige Tal möglich. Ab Buchholz (Salurn) kann man nur noch die Infrastruktur der Straßen nutzen und eben auch einen Bus nach Salurn. Über die Romstraße in Salurn erreicht man den Bahnhof für die Regionalbahn nach Bozen oder Brixen.

Diese 10 Tage-Wanderung war eine „Best of Tour“, die uns alle sehr begeistert hat, besonders auch durch die vielen wunderschönen Panoramablicke, die wir in solch einer Anzahl noch nicht hatten. Das Nachwandern lohnt sich wieder.

Frank, Rüdiger, Michael, Jörg, Stefan, Ulrike, Renate und Michael 
*Angelehnt an die 35 Etappen des “Fernwanderweges Rosenheim – Lazise“, erstellt 2011 – 2018 vom Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium Rosenheim und der Herrligkofferstiftung anlässlich der 40-jährigen Städtepartnerschaft (ISBN: 978-3-948242-00-8).

Karl-Michael Kaufmann
18.11.2021

Fotos: Michael Kaufmann