Klettern in der Prärie - Erkundungsfahrt nach Löbejün / Halle a. d. Saale (14.-16.08.2020)

Bericht der Bergsteigergruppe

Für die Wetterfrösche sind die Vorhersagen für Mitte August heikel. Da ist reichlich Feuchte in der Luft. Die Sonne scheint noch kräftig – aber es kommen die ersten Kaltfronten aus dem Norden. So brodelt es in der Atmosphäre und das Wetter ändert sich schnell und dynamisch. Wettervorhersagen für Ende November sind da einfacher. Tagsüber 5 Grad bei leichtem Nebel und nachts 3 Grad bei Nebel. Und am nächsten Tag auch. Und am übernächsten. 

Vorhergesagt war trockenes Sommerwetter. Als wir am Freitagabend die Gaststätte Typ „Altdeutsche Stuben“ im Löbejüner Ortszentrum betraten wurden wir von einer Storchenfamilie mit heftigem Geklapper begrüßt. Sie hockten trotz der brütenden Hitze stoisch in ihrem Hort auf dem Dach eines Nachbarhauses und blickten uns hochmütig an. 

Nachts zog dann ein schweres Gewitter nördlich von uns über Magdeburg und zeigte bizarres Wetterleuchten. Frühmorgens sorgte dann ein ruhiger Landregen dafür, dass Ines, Manfred, Fabian und ich das Frühstück unter einem Schutzdach im Spielplatzbereich der Zeltwiese einnehmen mussten. Immerhin versprach die Wetter-App das der Regen bald enden würde und so trotten wir die 15 Minuten zum Aktienbruch – dem Ziel unserer Erkundungsfahrt. 

Der Regen hatte gute Arbeit geleistet – wir waren alleine in der großen Kletterarena. Das ansonsten rotgelbe Phorophyrgestein war grau vor Nässe. Nur wenige  der ca. 200 eingebohrten Touren leuchteten trocken vor uns auf – die waren zumeist überhängend und damit zum Aufwärmen wenig geeignet. Im Sektor Altherrenwand fanden wir dann doch noch leidlich trockne Einstiegstouren und es ging los. Der Fels ist geprägt durch Leisten und gute Reibung. Die meisten Touren sind brauchbar gesichert – der erste Bohrhaken ist allerdings oft hoch gesetzt, so dass die mitgebrachten Klemmgeräte auch zum Einsatz kamen. Einige Touren scheinen nach der Erstbegehung keine weiteren künstlichen Absicherungen erhalten zu haben und sind entsprechend ernst. Überhaupt ist die Schwierigkeitsbewertung dort konservativ. Wer nur auf Schwierigkeit klettern möchte, um eine Zahl zu erreichen, sollte woanders hinfahren. In Löbejün ist ein Sechser auch ein Sechser wie er früher einmal war – keine Inflation. Das ist auch gut so. 

Inzwischen klarte es auf und wir waren auch nicht mehr alleine – mehrere Seilschaften verteilen sich an den bis 35 Meter hohen Felsen. Die Arena ist in drei Himmelsrichtungen ausgerichtet – je nach Wetterlage kann man die Sonne suchen oder meiden. Jedenfalls konnten wir noch im Sonnenschein klettern – inzwischen war der Fels komplett abgetrocknet – bis es zu heiß wurde. Aber da hatten wir bereits einiges geklettert und die Aussicht auf einen Badeseebesuch war verlockend. So marschierten wir die inzwischen staubige Straße zurück zur Zeltwiese und bemerkten die erstaunlich vielen Raubvögel die über uns kreisten und sich mit kleineren Vögeln zankten. „Die Geier warten schon“ bemerkte Fabian „und wir sind hier alleine in der Prärie“. Zurück auf der Zeltwiese warfen wir die Handtücher in Manfreds E-Auto und fuhren zunächst zum Löbejüner Supermarkt der alles hatte, was Camper so brauchen. Also Brot, Bier und was zum Grillen. Dann ab in den Badesee – der war Mitte August nicht mehr wirklich erfrischend – das Schwimmen tat aber gut.

Die Zeltwiese liegt auf der Spitze eines Hügels oberhalb vom Aktienbruch. Der Hügel ist gar nicht so hoch – aber da die Gegend flach ist hat man eine großartige Aussicht. Die genossen wir abends beim obligatorischen Grillen und am Sonntagmorgen beim Frühstücken. Die Sonne war bereits morgens um 7 Uhr brennend heiß und trieb uns aus den Zelten. Rasch packten wir die Ausrüstung zusammen und trotteten erneut in die Kletterarena, diesmal mit reichlich Trinkwasser ausgerüstet. Wir starteten im Schatten des  Sektor Lässig, wechselten dann in den Sektor Rohrpost bis uns die unbarmherzige Sonne in den Sektor Sonnenwende vertrieb. Hier fanden wir schöne und teils gut abgesicherte Touren. Es war so heiß und trocken, das selbst der Schweiß sofort vertrocknete – begünstigt noch durch einen kräftigen Wind. Magnesia brauchten wir nur um die Nerven beim Vorstieg zu beruhigen. Solche Verhältnisse hat man selten. Hat Spaß gemacht. Hier fanden wir schöne und teils sehr gut abgesicherte Touren. Nachmittags waren die Finger soweit durch und wir beschlossen die Arena zu verlassen. Zufrieden und einigermaßen sonnenverbrannt zogen wir zurück zur Zeltwiese um den Klettertag mit Kaffee und Gebäck abzurunden.  
 
Fazit: Super, wir kommen wieder. Die Kombination der großzügigen Kletterarena mit dem Weitblick auf der Zeltwiese und der entspannten Atmosphäre belohnt die lange Anfahrt. Und rund um Lobejün gibt es noch reichlich weitere Klettergebiete zu entdecken. 

Matthias Krolak